Geestland verabschiedet Smart-City-Strategie

Veröffentlicht am: 26.09.2022

90 Seiten ist es dick: das Papier, das den Weg in Geestlands Zukunft weist. Einstimmig, bei einer Enthaltung, hat der Rat der Stadt Geestland die Strategie für das Modellprogramm Smart Cities beschlossen. Damit hat sich Geestland nun einen offiziellen Fahrplan für das Megaprojekt gegeben.

Eine Stadt, die mit intelligenten Sensoren die Energie- und Wasserverbräuche von Schulen, Kindergärten und Co. misst. Die grünen Strom erzeugt und ein eigenes Versorgungsnetz betreibt. Die einen autonomen Bus auf die Straße bringt, der seine Fahrgäste wie von Zauberhand von A nach B fährt. Das sind nur einige Maßnahmen, die in der Strategie detailliert beschrieben sind.

Als eine von bundesweit 28 Kommunen nimmt Geestland an der dritten Staffel des Modellprojekts „Smart Cities“ teil. Ob im Bereich Mobilität, Gesundheit, Wirtschaft oder Energie: "Unsere Projekte greifen ineinander. Sie ergänzen sich und schaffen in ihrer Kombination spür- und messbare Mehrwerte für die Geestländerinnen und Geestländer", sagt Bürgermeister Thorsten Krüger. Die Strategie sei ein weiterer wichtiger Baustein in der nachhaltigen Entwicklung der Stadt.

Rund 12 Monate hat die Entwicklung des Papiers gedauert. Dabei hat das Smart-City-Team um Projektleiterin Britta Murawski bei mehreren Workshops die unterschiedlichsten Akteure beteiligt, aus den Bereichen Wirtschaft, Landwirtschaft, Bildung, aber auch Gesundheit. Beim Erstellen der Strategie wurde die Verwaltung von den Beratungsunternehmen Rödl & Partner aus Nürnberg und msg systems ag aus Ismaning unterstützt.

Das Dokument ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Geestland die Zukunftsprojekte auf den Weg bringen kann – und die notwendigen Fördermittel bekommt. Die Maßnahmen haben ein Volumen von insgesamt 15 Millionen Euro. Der Bund schießt 10 Millionen Euro dazu. Die Co-Finanzierung kommt aus eigenen Mitteln der Kommune.

Als eine der ersten Maßnahmen wird Geestland mehr als 100 Liegenschaften im Stadtgebiet mit intelligenten Sensoren ausstatten. In Grundschulen, Kindertagesstätten, Feuerwehren, den Rathäusern, Sporthallen und Dorfgemeinschaftshäusern werden jeweils drei verschiedene Sensoren installiert – für Strom, Wärme und Wasser. So kann die Verwaltung die Verbräuche quasi in Echtzeit erfassen und Energie einsparen. Der Auftrag für die Einrichtung des Funknetzwerks wurde bereits vergeben. In Kürze findet die erste Baubesprechung mit der Fachfirma statt. Anschließend werden sich die Experten die einzelnen Gebäude anschauen und die nötige Technik bestellen. Voraussichtlich im November wird sie installiert.

Parallel dazu laufen die ersten Vorbereitungen für "GrööNet Geestland": Die Stadt will ein eigenes Energieversorgungsnetz aufbauen, das ausschließlich regenerative Quellen nutzt. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Idee, Windstrom in Wasserstoff umzuwandeln. "Dazu wollen wir zwei Windenergieanlangen mit einer Leistung von jeweils 100 Kilowattstunden errichten", erklärt Britta Murawski. Der erzeugte Strom soll für die LED-Straßenbeleuchtung von zwei Ortschaften sowie für elf Liegenschaften genutzt werden. In den nächsten Wochen wird die Ausschreibung für die Planungsarbeiten erstellt.

Auch für den autonomen Bus wird die Stadt Geestland demnächst einen Planer beauftragen, der sich unter anderem mit den rechtlichen Rahmenbedingungen auseinandersetzt und mögliche Strecken analysiert. Nicht zuletzt wird die Verwaltung noch in diesem Jahr damit beginnen, den WIR-Laden in der Mattenburger Straße in Bad Bederkesa zu einem Stadtlabor umzubauen. Unter dem Namen "zeit:maschine" entsteht dort ein Ort, der digitale und analoge Welten zusammenbringt und den Begriff Smart City für die Bürgerinnen und Bürger greifbar macht. "Zum Beispiel wollen wir in dem Raum mehrere Themeninseln schaffen, auf denen wir unsere Smart-City-Projekte auf anschauliche Weise präsentieren", sagt Britta Murawski. Gleichzeitig soll die zeit:maschine eine Ideenschmiede sein, „in der wir gemeinsam Ideen für die Stadt der Zukunft entwickeln“.

Für die Projektleiterin ist die jüngst beschlossene Strategie keinesfalls ein fertiges Produkt. "Sie ist dynamisch und muss sich fortlaufend verändern, weil wir jeden Tag dazulernen. Im Prinzip ist Smart City ein einziger großer Lernprozess." Und weil Geestland seine Erfahrungen im Modellprojekt mit anderen teilen möchte, engagiert sich die Stadt seit kurzem in einem europäischen Austauschprogramm. "Seit ein paar Monaten pflegen wir eine Smart-City-Partnerschaft mit der griechischen Stadt Vari Voula Vouliagmeni im Rahmen des Projekts #vernetztinEuropa", so Britta Murawski. Mitte Oktober wollen die Partner aus Griechenland zu einem ersten Besuch nach Geestland kommen.

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