Biodiversität

Die Stadt Geestland engagiert sich mit zahlreichen Projekten im Bereich Biodiversität. Die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger spielt dabei eine zentrale Rolle.

Gartenwettbewerb

Gewinner des Gartenwettbewerbs mit Jury Familie Allhusen aus Drangstedt hat auf ihrem 2500 Quadratmeter großen Grundstück am Wald ein Paradies für Insekten geschaffen – mit zahlreichen Obstbäumen, Gräsern und Beerensträuchern, einem begrünten Carport-Dach, Wasserstellen und Nisthilfen für Insekten und Vögel. Abgeblühte Pflanzen lässt die Familie in der kalten Jahreszeit bewusst stehen – als Überwinterungshilfe. Und für all das haben die Allhusens sogar ein schriftliches Konzept ausgearbeitet. Darin steht im Detail, warum sie was, wo und wie gestaltet haben. Mit ihrem Engagement haben sich die Drangstedter jetzt den ersten Platz beim Gartenwettbewerb der Stadt Geestland gesichert. Sie dürfen sich über ein Preisgeld in Höhe von 300 Euro freuen.

Die Siegerinnen und Sieger wurden im Rahmen einer kleinen Feier im Gasthof Roes in Lintig ausgezeichnet. Den zweiten Platz teilen sich Frauke Braa-Stürcken aus Debstedt und Luisa Nikoley aus Sievern (jeweils 150 Euro). Der dritte Platz und damit 100 Euro gehen an Hilke Sens aus Langen. Den Sonderpreis für einen besonders verwunschenen Garten bekommt Heidemarie Schreuder aus Ringstedt.

Mehr als 40 Bewerbungen waren zuvor bei der Stadt Geestland eingegangen. „Die Resonanz war überwältigend“, berichtete Klimaschutzmanagerin Katharina Koop. „Wir wollten einfach eine kreative Aktion für unsere Bürgerinnen und Bürger auf die Beine stellen. Dass der Wettbewerb aber solche Dimensionen annimmt, hätten wir nie für möglich gehalten.“ Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten einen Bewerbungsbogen ausgefüllt und teilweise auch Fotos von ihren Gärten mitgeschickt. Bei der Bewertung bekam die Stadtverwaltung professionelle Unterstützung vom Umwelt- und Naturschutzbund BUND sowie vom Imkerverein Wesermünde. Aus allen Einsendungen traf die Jury zuerst eine Vorauswahl. Anschließend besichtigten die Experten die Gärten vor Ort.

Bernd Quellmalz, Regionalgeschäftsführer beim BUND Weser-Elbe, zeigte sich beeindruckt, „mit welchem Engagement die Geestländerinnen und Geestländer ihre Gärten naturnah eingerichtet und so Lebensraum für Insekten geschaffen haben“. Auch Marianne Lübben, stellvertretende Vorsitzende beim Imkerverein Wesermünde, war begeistert, „wie viel Herzblut und Leidenschaft in den insektenfreundlichen Gärten steckt“. Umso schwerer tat sich die Jury bei ihrer Entscheidung. „Am Ende haben nur Nuancen entschieden“, sagte Quellmalz und appellierte an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, „auch weiterhin beispielhafte Vorbilder für Nachbarn, Familie, Freunde und Passanten zu sein“. Jeder Garten könne Teil eines großen Biotopverbunds sein und einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten. Den Wettbewerb sieht der Regionalgeschäftsführer als „großartige Chance, das Engagement der Menschen wertzuschätzen und das Insektensterben wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken“.

Genau das sei auch die Idee des Wettbewerbs gewesen, so Britta Murawski von der Stadt Geestland. „Das Insektensterben ist dramatisch. Forschungen zeigen, dass die Biomasse an Fluginsekten zwischen 1989 und 2016 in Nord- und Nordwestdeutschland um 76 Prozent zurückgegangen ist. Diesem Trend wollen wir entgegenwirken.“ Insekten seien als Pflanzenbestäuber und Nahrungsgrundlage für zahlreiche Tierarten wie Singvögel unverzichtbar. „Umso wichtiger ist es, dass wir Insekten durch heimische Pflanzen ein reichhaltiges Nahrungsangebot bieten.“ Die Stadt Geestland hat in dieser Hinsicht bereits einiges auf den Weg gebracht: „Wir haben fast 100.000 Quadratmeter an Blühstreifen angelegt und auch innerorts die Rabatten mit insektenfreundlichen Pflanzen umgestaltet.“ Im Rahmen der Aktion „Geestland blüht auf“ gibt die Stadtverwaltung außerdem kostenlose Blühmischungen an die Bürgerinnen und Bürger aus.

„Wenn man es genau nimmt, sind die eigentlichen Gewinnerinnen unseres Wettbewerbs die Insekten“, brachte es Geestlands Bürgermeister Thorsten Krüger auf den Punkt. „Mein Dank geht an die Jury für die kompetente Begleitung unseres Wettbewerbs und natürlich auch an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Tragen Sie Ihre Ideen weiter, sprechen Sie über das, was Sie in Ihren Gärten geschaffen haben, und seien Sie Botschafter für die Artenvielfalt. Gemeinsam können wir mehr bewirken als alleine.“

Aus Berlin gratulierte Peter Wilde, Projektmanager der Allianz Umweltstiftung, den Wettbewerbsgewinnern. „Mit ihren Beiträgen haben sie gezeigt, wie jeder von uns einen Beitrag zum Schutz der Insekten leisten kann. Wir hoffen, dass ihre Aktivitäten möglichst viele Nachahmer finden und Geestland sich dadurch zu einem Hotspot der Artenvielfalt entwickelt.“

Insekten schützen: Eine Anleitung (BUND)

Broschüre: Biodiversität (Allianz-Umweltstiftung)

35.000 Bäume für Geestland

Bürgermeister Thorsten Krüger pflanzt den ersten von 35.000 BäumenNoch ist der Berg-Ahorn, den Bürgermeister Thorsten Krüger an diesem sonnigen Freitagmorgen in den Boden setzt, eher klein. Vielleicht 20 oder 30 Zentimeter hoch. In den nächsten Jahren und Jahrzehnten soll er zu einem stattlichen Exemplar heranwachsen und das tun, was ein Baum am besten kann: CO2 aufnehmen und so einen wichtigen Beitrag fürs Klima leisten. Es ist der erste von rund 35.000 Bäumen, die in den kommenden Tagen auf rund sechs Hektar am Langen Berg gepflanzt werden. Einen Baum für jeden Einwohner und sogar noch ein paar mehr.

„Kirsche, Stieleiche, Berg-Ahorn, Hainbuche, Ulme, Walnuss: Wir pflanzen hier auf vier Flächen ausschließlich heimische Laubbäume, dazu Sträucher und Blühstreifen“, erzählt Försterin Lina Richardt, die das Projekt zusammen mit Alexander Fink vom Bauhof der Stadt Geestland begleitet. Die vier Flächen sind Eigentum der Stadt Geestland und wurden bisher landwirtschaftlich genutzt. Die Ackerflächen wurden in den vergangenen Tagen bereits mit Schutzzäunen abgesteckt. Nun laufen die Mitarbeiter der beauftragten Baumschule Reihe für Reihe ab und setzen die Bäume in den Boden. „Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, die Bäume in Reih und Glied zu pflanzen“, sagt Alexander Fink. Die Bäume brauchen nämlich in den nächsten Jahren intensive Pflege. „Wenn die Bäume in einer Reihe stehen, können wir diese wesentlich leichter pflegen. Nach rund zehn Jahren sind die Bäume so weit verwachsen, dass der Wald sich selbst regulieren kann.“

Die ersten Bäume werden gepflanzt Der Boden, sagt Alexander Fink, ist geradezu prädestiniert für Eichen. „Sie können mit ihren Wurzeln die Lehmschicht durchdringen und an das darunter befindliche Wasser kommen. Andere Bäume wurzeln bei diesen Verhältnissen eher flach und sind dann nicht so standsicher.“ Außerdem ist die Eiche Lebensraum für über 100 andere Lebensformen wie Flechten, Pilze, Insekten, Vögel oder Kleinstsäuger.

„Aufforstung ist eine effektive Maßnahme gegen den Klimawandel. Wir setzen hier am Langen Berg ein deutlich sichtbares Zeichen, dass wir alles dafür tun, um die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen. Wenn wir uns vor Augen führen, was wir in Geestland schon alles in Sachen Nachhaltigkeit auf die Beine gestellt haben, ist diese Pflanzaktion nur ein konsequenter Schritt“, betont Thorsten Krüger. Der Bürgermeister freut sich sehr, dass es jetzt endlich losgeht. Denn eigentlich wollte die Stadt Geestland mit dem ehrgeizigen Pflanzprojekt schon Ende 2019 beginnen. „Doch dann kam noch das Ausschreibungsverfahren und eine Umweltverträglichkeitsstudie dazwischen. Das muss man sich mal vorstellen: Wir pflanzen hier heimische Bäume und müssen die Umweltverträglichkeit prüfen lassen“, so Thorsten Krüger. „Aber wir haben auch diese bürokratische Hürde gemeistert und freuen uns jetzt, dass wir hier in Langen einen neuen Wald für uns und die kommenden Generationen schaffen.“

Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf ungefähr 100.000 Euro. Einen Teil davon, gut 30.000 Euro, steuert die Stadt Geestland vom Gewinn des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2018 bei. Das Preisgeld stellt die Allianz Umweltstiftung zur Verfügung. Peter Wilde, Projektmanager der Allianz Umweltstiftung, freut sich sehr „über die tolle Verwendung des Preisgeldes. Denn zum einen leistet die Pflanzung der Bäume einen Beitrag zum Klimaschutz, zum anderen entsteht dadurch neue Stadt-Natur. Wir wünschen der Stadt Geestland gutes Gelingen bei der Pflanzung und hoffen, dass die Bäume baldmöglichst zu stattlichen Exemplaren heranwachsen.“ Der Rest der Summe kommt aus Fördermitteln des Landes Niedersachsen zur Förderung forstwirtschaftlicher Maßnahmen.

PM-202109-Erster-Spatenstich-für-35.000-Bäume

2017 wurde Geestland als Deutschlands nachhaltigste Stadt mittlerer Größe ausgezeichnet und gewann 35.000 Euro Preisgeld von der Allianz Umweltstiftung. Mit dem Preisgeld leistet die Kommune nun einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz und forstet mit insgesamt 35.000 Bäumen bisher landwirtschaftlich genutzte Flächen am Langen Berg auf.

Bienenfutterautomat

Ein alter Kaugummiautomat, hübsch restauriert und gelb angestrichen vom Dortmunder Sebastian Everding, hat seinen neuen Standort hinterm Rathaus in Langen gefunden. Für 0,50 Cent erhält man aus dem „Bienenfutter-Automat“ die Samenmischung „Lass deine Stadt aufblühen!“ der Bienenretter Manufaktur. Die zweijährige Mischung soll Wild- und Honigbienen auf vielen privaten Flächen in der Stadt das Überleben erleichtern. „Damit versuche ich die Welt ein bisschen lustiger und gleichzeitig etwas ökologisch Sinnvolles zu machen.“, sagt der Initiator. Ein tolles Beispiel für nachhaltige Entwicklung mit Sinn und Spaß. Für die Mehrweg-Verpackung hängt ein kleiner gelber Briefkasten für die Rückgabe gleich neben dem „Bienenfutter Automaten“.

Ausführliche Saatanleitung:

  • Richtiger Zeitpunkt: von April bis August
  • Richtiger Standort: ein sonniger Platz im Garten oder im großen Kübel auf dem Balkon
  • Richtiger Boden: feinkrümelige, torffreie Erde/Sandgemisch
  • Saattiefe: 0 bis 0,5 cm andrücken; nicht einarbeiten
  • Gute Pflege: Zur Keimung den Boden feucht halten. Kein Schnitt nötig. Mehrjährige Stauden entwickeln sich ab dem zweiten Jahr so richtig. Pflanzenreste zur Gründüngung auf anderen Flächen verwenden und untergraben.

Noch zwei kleine Hinweise: Nicht für Kinder unter 14 Jahren und natürlich nicht zum Verzehr geeignet.

Mein vielfältiger Lebensraum

(M)eine Vielfältiger Lebensraum Wegeseitenränder und ungemähte Wiesen sind mehr, als der erste Blick erahnen lässt. Sie sind voller Leben. Für Insekten, kleine Säuger, Vögel und Pflanzen sind blühende und vielfältige Seitenstreifen und Flächen Lebensraum und Kinderstube. Sie bieten Unterschlupf und Nahrung. Zum Schutz unserer heimischen Tier- und Pflanzenwelt veränderte die Stadt Geestland ihr Vorgehen. Bereits seit Jahren wird für die Säuberung der Flächen kein Pflanzengift mehr verwendet. Die Entfernung von Unkraut und Gräsern aus Fugen und Rabatten erfolgt mechanisch per Hand.

Beim Projekt „(M)ein vielfältiger Lebensraum – natürlich, lebendig, bunt“ ging es in den ersten Schritten darum, innerörtliche Rabatten insektenfreundlich umzugestalten, die dann ganzjährig in geestlandtypischen Farben (gelb, blau, grün, weiß) erblühen sollten. Des Weiteren sollten alle neu angelegten Wirtschaftswege mit einer standortgerechten und heimischen Saat im Wegessaum bestellt werden, um Lebensraum und eine Lockerung des Landschaftsbildes zu schaffen.

Zum einen soll durch die eingeleiteten und nachfolgenden Maßnahmen die Biodiversität erhöht werden, um heimischen Tierarten Lebensraum, Unterschlupf und Nahrung zu bieten. Zum anderen soll das Stadtbild und die freie Natur bunter und lebendiger werden.

Die Stadt Geestland hat nun ganze Flächen und ausgewählte Wegeseitenränder ihren Bewohnern überlassen. Seit März 2019 hat die Stadt verschiedene Areale für das neue Konzept vorbereitet. Sie wurden gesäubert, dann wurden spezielle mehrjährige Samenmischungen von standorttypischen, heimischen Pflanzen ausgesät. Nach ihrem Austrieb dienen sie der vielseitigen Insektenwelt als Nahrungsquelle. Die Zusammensetzung der Samenmischung variiert je nach Einsatzgebiet. Auf innerörtlichen Flächen wurde eine andere Mischung ausgesät als auf Flächen entlang der Straßen und Wege außerhalb der Ortschaften.

Auch Bürgerinnen und Bürger konnten sich beteiligen. Bereits im Jahr 2018 wurde mit der Mai-Ausgabe der Geestland-Rundschau an jeden Haushalt ein Tütchen der speziellen Geestland-Mischung verteilt.

2019 stellte die Stadt Geestland ihren Bürgerinnen und Bürgern insgesamt 5.000 Saatguttütchen zur Verfügung, die in den Bürgerbüros abgeholt werden konnten.

Bluehstreifen-Streuobstwiese-Koehlen Im Ergebnis konnten durch die von der Stadt durchgeführten Maßnahmen so über 80.000 m² Blühstreifen angelegt und als Lebensraum für die Tierwelt zur Verfügung gestellt werden.
Darüber hinaus haben sich auch Naturschutzverbände, die Jägerschaft und andere Gruppen an dem Projekt beteiligt und größere Flächen eingesät. Begleitend wurden zudem noch Nisthilfen gebaut. Beim „Langen Tag der Stadtnatur“, unter Beteiligung von Jägern, Imkern, Naturschutzverbänden, der Kunstschule Bederkesa und den Kindertagesstätten, stand das Thema Biodiversität ebenfalls im Mittelpunkt.

Bluehstreifen-Wegeseitenraum-Kuehrstedt-Alfstedt Durch das Anlegen dieser Blühstreifen mit mehrjährigen Pflanzen und durch die weitere Betreuung durch den stadteigenen Bauhof sowie vieler ehrenamtlicher Unterstützer ist gewährleistet, dass die geschaffenen Lebensräume für die heimische Tierwelt langfristig erhalten bleiben. Zudem hat das Projekt große Teile der Bevölkerung erreicht und nachhaltig dazu geführt, sich mit diesem Thema, aber auch anderen Themen der Nachhaltigkeit, auseinanderzusetzen.

Biodiversität ist eines von vielen nachhaltigen Themen, die mittlerweile im Bewusstsein der Geestländer Bürgerinnen und Bürger fest verankert sind. Im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung sind sie auch fester Bestandteil in Kindertagestätten und Schulen.

Im Jahr 2020 werden weitere stadteigene Flächen zu Blühstreifen umgewandelt. Zudem wird die Stadt auf ihren Flächen für jeden Einwohner einen Baum pflanzen. Am Ende sollen so 33.000 neue Bäume Wurzeln schlagen. Die Stadt Geestland wird sich auch weiterhin mit den Themen der Nachhaltigkeit intensiv auseinandersetzen.

Folge 12: Insektenweide – The Place to Bee: Dennis Bliese vermittelt Matthias Wittschieben Aspekte seiner Arbeit, eine neue Sicht auf Löwenzahn und Co. und einen Überblick über das Projekt „(M)ein vielfältiger Lebensraum – natürlich, lebendig bunt“ – im gesprochenen Wort, nicht bienengleich per Schwänzel- oder Rundtanz.

Ansprechpartner:

Frau Sonja Thomas
Tel.: 04743 937-1523
Fax: 04743 937-1529